Als wildes Kuddelmuddel könnte man den Einstieg in diese - vielleicht sogar die beste der Gruppe - YES-Platte bezeichnen. Rund drei Minuten dauert es, bis sich die fünf Musiker etwas Ruhe gönnen um zum melodiös-verschnörkelten und funky Teil “The Solid Time Of Change” kommen. “Close To The Edge” ist die Mutter aller Prog- Rocker und bietet dermassen viele Ideen auf einmal, wie sie anderen Bands zu dreissig Songs gereicht hätten. Verschenktes Potential? Nein, würde ich sagen, denn hier machen es gerade die klitzekleinen feinen Parts, die ein “monumentöses” Ganzes ergeben.
“Down At The Edge Close By A River Close To The Edge Round By The Corner” singt Ion Anderson in einem Atemzug, ohne Luft zu holen - schraubt sich dann im ambienten new-age-flairigen “I Get Up I Get Down” in luftigste Höhen, nicht ohne sich vorher auf das Orgelschiff von Rick Wakeman gesetzt zu haben. Majestätische Kirchenorgelsounds in einem Rocksong - YES machten es damals möglich.
“And You And I” ist ein ebenso vertracktes 10minutiges Kleinod, das sich dem Zuhörer mehr und mehr erschliesst. Auch hier gibt es (auch heute noch) wunderschöne und interessante Melodien in Hülle und Fülle zu entdecken.
Bei der Komposition von “Siberian Khatru” haben die Musiker der Band ihre Liebe zu klassischen Komponisten wie Igor Strawinski mit einfliessen lassen. Zahlreiche Musiker, die von YES beeinflusst worden sind, zählen diesen Song zu einem der markantesten der Engländer. John Frusciante von den Red Hot Chili Peppers hat mal in einem Interview (im US-Fachmagazin Guitarplayer) gesagt, dass ihn gerade die Polyrhythmik von “Siberian Khatru” zu diversen Kompositionen seiner eigenen Band inspiriert hat.
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